Die Liebenden und der Narr by Isolde Kurz

Die Liebenden und der Narr by Isolde Kurz

Autor:Isolde Kurz
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2015-07-10T00:00:00+00:00


Don Ramon wollte von einem so raschen Abschied nichts wissen, er hatte sich bei dem herbstlich schönen Wetter auf eine Reihe gemeinsamer fröhlicher Jagdtage Hoffnung gemacht und begriff nicht, daß der Gast schon nach dem ersten genug hatte. Er drang in ihn, nur wenigstens einen Tag noch zuzugeben, aber Fernando blieb mit stiller und sanfter Hartnäckigkeit dabei, des anderen Mittags reisen zu müssen, weil seine Angelegenheiten in Neapel keinen weiteren Verzug litten.

Als Don Ramon sah, daß gegen diesen entschlossenen Willen nicht aufzukommen war, bat er ihn mit ritterlich spanischer Gastfreundschaft, das schönste Pferd aus seinem Stalle sowie einen gut abgerichteten Falken, welcher ihm am besten gefiele, als Andenken auszuwählen.

Fernando dankte; er sei mit Pferden reichlich versehen und wüßte mit einem Jagdfalken nichts anzufangen, da er das Weidwerk nicht von sich aus betreibe, sondern nur, wenn er geladen sei, und auch dann nur ausnahmsweise an einem Jagdvergnügen teilnehme. Während seiner Rede knurrte der Hund des d’Almeyda, der zu Füßen seines Herrn lag, so drohend, daß dieser ihn nur durch ein wiederholtes Kusch dich, Moro! Willst du wohl! niederhalten konnte.

Das höre ich sehr ungern, sagte jetzt Don Ramon. Aber Ihr werdet mir nicht zumuten wollen, daß ich Euch ganz unbeschenkt nach Hause entlasse. Das wäre gegen alle Gepflogenheiten des Hauses d’Almeyda. Ich bitte Euch also, aus dem Bildersaal oder aus der Bücherei des Schlosses ein Andenken auszuwählen, das Eurem Geschmacke besser zusagt.

Abermals bat Fernando ihn zu entschuldigen. Bei meiner Einkleidung in das Gewand des Novizen, sagte er, tat ich alles Überflüssige von mir, und auch als ich aus dem Kloster wieder austrat, was, wie Ihr wißt, gegen meinen Wunsch geschah, nahm ich mir fest vor, allen weltlichen Besitz, soweit ich seiner nicht von Berufs wegen bedarf, zu meiden, um dem vor Gott und meinem eigenen Herzen abgelegten Gelübde der Armut wie der Enthaltsamkeit treuzubleiben.

Das Hin- und Widerreden, das dem Hunde wie ein Streit erscheinen mochte, entlockte dem Tier ein immer drohender werdendes Knurren.

Ihr habt da einen wunderschönen, äußerst wachsamen Begleiter, Don Ramon, sagte Fernando verbindlich.

Er ist Euer, fuhr der d’Almeyda bedachtlos heraus, indem er die Formel anwandte, womit der Spanier auf jedes Lob eines ihm gehörenden Gegenstandes zu antworten pflegt.

Don Fernando war von seiner spanischen Abkunft her mit dieser Sitte wohl bekannt, aber er stellte sich, als nehme er das Geschenk ernst, und sagte mit einer erfreuten Verbeugung:

Mit diesem Anerbieten hat Eure Herrlichkeit meinen Grundsatz, niemals von einem Klienten ein Geschenk anzunehmen, über den Haufen geworfen. Ein Hund wie dieser war schon lange mein Wunsch, denn ich bin vielen Feindseligkeiten ausgesetzt von seiten aller Erbschleicher und Vormünder, die ihre Mündel bestehlen wollen, und anderer Schurken auf der Halbinsel. Da hat mir ein Wächter wie dieser bisher gefehlt. Wenn Ihr mir also wirklich die Freude machen wollt, Don Ramon, so nehme ich das prächtige Tier an und werde es im Gedenken an Eure Großmut immer hoch in Ehren halten. Don Ramon verwünschte seine Unvorsichtigkeit und die Einfalt des Gastes, denn das ganze Schloß mit allem, was es enthielt, Donna Sol inbegriffen, hätte er



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